Wem der große Wurf gelungen –
„Ludwig van“ trifft „Friedrich von“
von Solveig Palm
Eine Kooperation mit dem Theater Bonn
zum Beethovenfest 2005
in der Halle Beuel und im Forum der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Musiktheaterprojekt mit einer fiktiven Begegnung von Beethoven und Schiller
Ein „Weltkulturerbe“ haben sie gemeinsam geschaffen in der sprichwörtlichen „Neunten“. Begegnet sind sich aber die beiden Heroen der deutschen Klassik – Beethoven und Schiller – nie. Warum der Schiller-Verehrer Beethoven, der immer auf der Suche noch heroischen Opernstoffen war, die später so oft vertonten Schiller-Dramen nicht ins Auge fasste, warum er außer der Ode an die Freude kein einziges Schiller-Gedicht vertonte, war der Ausgangspunkt einer engagierten Truppe junger Musiker und Darsteller, die eine chronologische Collage aus Beethoven-Musik, Schiller-Texten und Dialogen zwischen „Friedrich von“ und „Ludwig van“ inszenierten.
In drei Zeitphasen eingeteilt:
1805: Schillers Todesjahr – 1827: Beethovens Todesjahr und 2005: Schiller-Jubiläum, treten 25 Schülerinnen und Schüler aus 6 verschiedenen Bonner Schulen, sowie der Gesamtschule Troisdorf und dem Otto-Hahn-Gymnasium Bergisch Gladbach an, zu erforschen, wie viel Leben noch in der Klassik ist.
Nicht nur Beethovens Verehrung für Schiller und Schillers Skepsis gegenüber seiner zeitgenössischen Musik wird thematisiert, sondern das Musik-Theater-Stück breitet die Palette möglicher Bezüge auch in persönlich biographische, politische und ästhetische Aspekte sowie in Werkthemen aus.
Im ersten Teil, der in Schillers Todesjahr spielt, unterhalten sich Ludwig und Friedrich über ihr brüchiges Vater-Verhältnis (Don Carlos, Kabale und Liebe), über ihre Frauenbilder, aber auch über die französische Revolution und Napoleon, deren Spuren sich in beider Werken findet.
In Beethovens Todesjahr, der Komponist hat in seiner 9. Sinfonie Musik und Sprache auf revolutionäre Weise verschmolzen, werden ästhetische Fragen diskutiert: der Anspruch des Musikalischen in allen Künsten weist den Weg in die Romantik, für die Schiller kaum Verständnis aufbringt.
Schließlich, im Jubiläumsjahr 2005, im 21. Jahrhundert angekommen, auf dem alten Bonner Friedhof, wo ihre Verwandten liegen, lassen sich die beiden „Untoten“ Klassiker durch Richard Wagner, Thomas A. Edison und einen deutschen „Großkritiker“ durch ihre rasante Rezeptionsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert führen.
Als roter Faden ziehen sich die verschiedenen Vertonungen der im Biedermeier überaus populären „Ode an die Freude“ durch das Stück (u.a. von Franz Schubert), die heute aus dem Gedächtnis verschwunden sind. So bleibt das Finale der 9. Sinfonie das einzige „Corpus delicti“ einer fiktiven Beziehung zwischen zwei Kronzeugen deutscher Klassik.
Einrichtung und Regie: Nikolaus Büchel
Text, Dramaturgie und Organisation: Solveig Palm
Ton- und Bildtechnik: Daniel Werner
Videoprojekt „Ode an die Freude“: Mokebia Enyuka, Lina Zimmermann, Otto Bartz, Nicklas Hergel, Eckart Rüther
1. Teil (1805):
Schiller: Damian Braschczok
Beethoven: Gerald Liebenow
Aus Schiller-Werken:
Sapieha: Martin Grützner
Don Carlos: Thorben Peters
Marquis Posa: Jan-Martin Lellek
König Philipp II.: Michael Engels
Präsident von Walter: Nikolas Heurich
Ferdinand: Roman Thieltges
Karl Moor: Nikolas Heurich
Gedichte:
Resignation: Helena Barop, Agnes Decker, Katrin Jeschenko
Würde der Frauen: Kornelia Köster, Anne Kurka, Sonja Körner, Mona Weber, Linda Wendemuth, Alex Kunze, Sven Romberg
Macht des Gesangs:
Helena Barop, Agnes Decker
Dramaturg: Dominik Söns
Publikum: Helena Barop, Katrin Jeschenko, Christoph Heiliger,
- Pause -
2. Teil (1827):
Beethoven: Dominik Söns
Dramaturgin/Texte: Katrin Jeschenko
Nänie: Helena Barop
Hyperions Schicksalslied: Agnes Decker
Egmont: Damian Braschczok
Eichendorff-Gedicht: Agnes Decker
E.T.A. Hoffmann: Martin Grützner
Felix Mendelssohn: Evghenii Ghitenstein
Goethe: Martin Grützner
Andreas Streicher: Christoph Heiliger
3. Teil (2005):
Beethoven: Nikolas Heurich
Richard Wagner: Christoph Heiliger
Großkritiker: Gerald Liebenow
Edison: Martin Grützner
Musik:
„Allegro con brio“ aus Klaviertrio op. 1 Nr. 3
Trio Verano (Lucas Brunnert, Toni Ming Geiger, Anna Ostendorf)
Rondo a capriccio “Die Wut über den verlorenen Groschen“,
„Largo“ aus Sonate op. 10 Nr. 3 Evghenii Ghitenstein
Sonate op. 13 Nr. 8 “Pathetique”, 1. Satz Christian Casleanu
1. Satz d. 5. Sinfonie (Klavierfassung)
Eike Block, Thanh Mai Nguyen
Chöre: Kammerchor Oberpleis, Solistin: Irina Brochin
Leitung: Pavel Brochin